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FC Bayern: Alaba-Agent Pini Zahavi – Der Berater, mit dem sich Salihamidzic anlegte

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Berater Pini Zahavi: Der berühmt-berüchtigte Dealmaker des Weltfußballs hat Hasan Salihamidzic mit den Gehaltsforderungen für Klient David Alaba auf die Palme gebracht. Bild: imago sportfotodienst / PA Images
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Alaba-Agent Pini Zahavi: Der Mann, mit dem sich Bayern-Vorstand Salihamidzic anlegte

03.08.2020, 11:24
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Ein Mann namens Pini Zahavi bereitet dem FC Bayern München aktuell große Sorgen – und das nicht zum ersten Mal. Bereits im Frühjahr 2018 fürchteten die Verantwortlichen an der Säbener Straße den berühmt-berüchtigten Spielerberater, als dieser Robert Lewandowski zu Real Madrid lotsen wollte, nachdem der Pole sich von seinen Agenten Maik Barthel und Cezary Kucharski getrennt hatte.

Nun hat Bayerns Abwehr-Star David Alaba Zahavi angeheuert. Der Israeli soll einen neuen Vertrag für den Spieler aushandeln, auch Alabas Vater George ist an den Gesprächen beteiligt. Das Arbeitspapier des 28-Jährigen läuft noch bis zum Sommer 2021, die Münchener wollen mit ihrem Eigengewächs gerne verlängern. Der österreichische Nationalspieler hat sich in der abgelaufenen Saison zum Abwehrboss und Führungsspieler entwickelt.

FC Bayern: Salihamidzic soll sich über Alaba-Berater Zahavi echauffiert haben

Wie die "Sport Bild" vor Kurzem berichtete, soll sich Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic während der Vertragsverhandlungen fürchterlich über Zahavi aufgeregt haben. Der Grund: Die finanziellen Vorstellungen des Beraters für seine Mandanten – und letztlich auch für sich selbst, Stichwort Provision – sind meistens extrem hoch, so auch im Falle von Alaba.

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Ätsch: David Alaba (l.) macht auf dem Trainingsplatz Späßchen mit Abwehrkollege Niklas Süle.Bild: imago images/Philippe Ruiz

Der Israeli habe ein Jahressalär von über 20 Millionen Euro für den Spieler gefordert, rund fünf Millionen mehr als bisher. Alaba bliebe nur, wenn sein Gehalt enstprechend erhöht werde. Beim Bayern-Sportvorstand sorgte das wohl für Entsetzen. In der Corona-Krise sei eine solche Forderung aber absolut unrealistisch.

David Alaba: Die Vertragsverlängerung lässt auf sich warten – seit Monaten

Bislang ist bei Alaba noch keine Entscheidung gefallen, obwohl man in München damit rechnete, dass man schnell eine Einigung erzielen könne. Aber die Verhandlungen stocken seit nunmehr vier Monaten, was auch am hartnäckigen Stil von Zahavi liegen soll.

Wer ist der Mann, der den Bayern nun schon zum zweiten Mal Kopfzerbrechen bei einer Vertragsverhandlung mit einem Topstar bereitet?

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Hasan Salihamidzic, FCB-Sportvorstand seit 1. Juli dieses Jahres.Bild: www.imago-images.de / Chai v.d. Laage

Pini Zahavi hat im weltweiten Fußballgeschäft schon so ziemlich alles verkauft und eingefädelt, was man sich vorstellen kann: Spieler, Verträge, TV-Rechte, Fußballklubs. Der 76-jährige Israeli ist der große Dealmaker des Weltfußballs. Er ist einflussreicher Drahtzieher und Schattenmann, findiger Agent und Netzwerker mit dickem Kontakt- und Sparbuch.

Star-Berater Pini Zahavi: Er vermittelte schon Drogba, Ronaldinho, Ibrahimovic und Xavi

Bekannt wurde er unter anderem dadurch, dass er Anfang der Nullerjahre an den Eigentümerwechseln der englischen Premier-League-Klubs FC Chelsea und des FC Portsmouth beteiligt war. Danach fädelte Zahavi ein, dass Stars wie Ashley Cole, Didier Drogba, Michael Essien und Petr Cech zum FC Chelsea gingen; Ronaldinho und Zlatan Ibrahimovic vermittelte er 2003 beziehungsweise 2009 zum FC Barcelona. Deren Klub-Ikone Xavi wiederum brachte er im Herbst dessen Karriere erfolgreich in Katar beim Al-Sadd Sport Club unter.

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Man kennt sich: Pini Zahavi (l.) im Gespräch mit PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi. Bild: imago stock&people / Laurent Guerin

Auch hatte Zahavi seine Finger im Spiel, als Neymar für die bisherige Rekordablösesumme von 222 Millionen Euro vom FC Barcelona zu Paris Saint-Germain wechselte – Zahavi soll dafür als Mastermind hinter dem Deal laut spanischen Medien 38 Millionen Euro kassiert haben.

Pinhas Zahavi, genannt Pini, ist der Sohn eines Ladenbesitzers. Er wurde 1943 in Ness Ziona geboren, einer 50.000-Einwohner-Stadt südlich von Tel Aviv. Nach der Universität war er als Fußballjournalist tätig, arbeitete bei verschiedenen israelischen Zeitungen, berichtete als Reporter von der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland. Im Sportjournalismus baute er sich ein großes Kontaktnetzwerk auf, außerdem durch die Organisation von Freundschaftsländerspielen in Israel. Zu Beginn seiner Beraterkarriere vermittelte er hauptsächlich israelische Fußballer nach England, freundete sich während dieser Zeit mit Star-Trainern wie Alex Ferguson und Kenny Dalglish an.

Alles begann in den 70er Jahren – 2000 folgte sein erster großer Coup

Der allererste Spielervertrag, an dem Zahavi beteiligt war, war der des israelischen Verteidigers Avi Cohen im Jahr 1979, als dieser von Maccabi Tel Aviv zum FC Liverpool wechselte. Zahavi bekam seine erste Provision. Bis 1998 arbeitete Zahavi noch als Journalist, zwei Jahre später brachte er seinen ersten richtig großen Deal unter Dach und Fach: Im Jahr 2000 vermittelte er den damals 22-jährigen Abwehrspieler Rio Ferdinand für 26 Millionen Euro von West Ham United zu Leeds United.

Bildnummer: 00580017 Datum: 02.08.2002 Copyright: imago/Kolvenbach
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Einst der teuerste Verteidiger der Welt: Rio Ferdinand im Trikot von Manchester United.bild: imago/Kolvenbach

2002 folgte Ferdinands 46-Millionen-Transfer von Leeds zu Manchester United. Wieder war der israelische Spieleragent beteiligt, rund eine Million Euro wanderten als Courtage in Zahavis Tasche. In der Folge war er auch dafür verantwortlich, dass Jaap Stam 2001 von Manchester United zu Lazio Rom ging und Juan Sebastián Verón den umgekehrten Weg nahm.

Auch hier zahlte sich ein freundschaftlichter Kontakt Zahavis aus, der zum damaligen Lazio-Coach Sven Göran Eriksson. Apropos Kontakte: Zahavi werden sogar Verbindungen zur israelischen und russischen Regierung sowie zum argentinischen Geheimdienst nachgesagt.

Zahavi vermittelte Gonzalo Higuaín über den Umweg Schweiz zu Real Madrid

Teilweise sind die Praktiken des Agenten sehr umstritten. Mit zwei Freunden aus Argentinien gründete Zahavi in Gibraltar außerdem die Firma HAZ Sports Agency. Über diese kaufte er den Schweizer Klub FC Locarno, um ihn zu einer Art Umschlagplatz für Profis aus Südamerika zu machen. Bevor beispielsweise der jetzige Juventus-Stürmer Gonzalo Higuaín 2007 vom argentinischen Spitzenklub River Plate zu Real Madrid wechselte, kaufte ihn der FC Locarno für sechs Millionen Euro. Danach ging es für 18 Millionen direkt in die spanische Haupstadt. Durch den Umweg über die Schweiz sparte die Firma in Argentinien Steuern. Higuaín spielte keine Minute für Locarno.

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Pini Zahavi im Jahr 2015.Bild: imago sportfotodienst / Belga

Zahavi ist ein Vertreter der sogenannten "Third Party Ownership". Das bedeutet, dass er auch Transferrechte an manchen Spielern hält und an deren Weiterverkauf weiterverdient. "Ich bin kein Berater mehr. Ich besitze Spieler. Das ist die Zukunft", wie er einst gegenüber dem ehemaligen Chef der englischen Premier League, Richard Scudamore, sagte.

Viele Vereinsbosse der europäischen Klub-Elite kennt Zahavi persönlich. Zur "Deutschen Welle" sagte ein israelischer Journalist, der anonym bleiben wollte, über ihn: "Er ist ein Mensch, den Spieler als Berater haben möchten. Ein netter Mann, der sehr geschäftstüchtig ist und alle wichtigen Leute im Fußball kennt".

David Alaba weicht Fragen zu seiner Zukunft aus

Beim Vertragspoker zwischen Robert Lewandowski und dem FC Bayern hat Pini Zahavi bei der jüngsten Verlängerung im August 2019 hoch gepokert. Am Ende entschied sich der Pole für einen Verbleib in München, auch weil die Bayern ihn dafür mit etwas mehr als 20 Millionen Euro pro Jahr entlohnen, wie man hört. Der Stürmer soll damit der Topverdiener der ganzen Bundesliga sein. Zahavi sei dank. Bei David Alabas Vertragsverhandlung möchte der Star-Agent offenbar eine ähnliche Summe für seinen Mandanten herausholen.

Alaba soll auch nicht abgeneigt sein, beim FC Bayern, für den er seit über zehn Jahren spielt, zu verlängern. Dennoch möchte er wohl besser bezahlt werden, da sein Standing im Klub in der jüngeren Vergangenheit gewachsen ist.

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Macht auch neben dem Platz eine gute Figur: David Alaba posiert mit dem neuen Bayern-Auswärtstrikot.Bild: imago images/FC Bayern München

Der Spieler selbst ist Fragen zu seiner Zukunft in München bisher eher ausgewichen: "Die Gespräche laufen. Ich bin da aber nicht so involviert, weil ich mich voll und ganz auf die neue Aufgabe Champions League konzentrieren möchte, da lege ich meinen kompletten Fokus drauf", sagte Alaba am Dienstag vergangener Woche während eines PR-Termins.

Angeblich hat Manchester City um den früheren Bayern-Coach Pep Guardiola Interesse an einer Verpflichtung des Verteidigers. Auf Fragen, was zum Beispiel für einen Verbleib in München und was möglicherweise für die Engländer spreche, ging Alaba bislang nicht ein.

Bei der Trikotvorstellung des neuen Bayern-Jerseys für die kommende Saison posiert Alaba als Model. Das macht jedenfalls Hoffnung, dass er bleibt. Zumindest bis 2021.

(as)

FC Bayern hat es auf BVB-Leistungsträger Maatsen abgesehen

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