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FC Bayern: Flick weg? Bayern-Kenner mit klarer Prognose

Zwist zwischen Hans Dieter Flick (Hansi ,Trainer Bayern Muenchen) und Hasan SALIHAMIDZIC (Sportvorstand Bayern Muenchen). Archivfoto: v.li:Hans Dieter Flick (Hansi ,Trainer Bayern Muenchen), Hasan SAL ...
Haben kein gutes Verhältnis: Bayern-Trainer Hansi Flick (l.) und Sportvorstand Salihamidžić.Bild: Sven Simon / FrankHoermann/SVEN SIMON
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"Warum sollte er sich das noch antun?": Bayern-Kenner ordnet Situation um Flick und Salihamidzic ein

14.04.2021, 18:22
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Interne Machtkämpfe hat es beim FC Bayern schon immer gegeben. Doch in Sachen Dauer, (Un)-deutlichkeit, versteckter Spitzen und Spekulationen sucht der Streit zwischen Trainer Hansi Flick und Sportvorstand Hasan Salihamidžić in der jüngsten Vergangenheit des FC Bayern seines Gleichen.

Zwar betonte der Trainer noch vor dem Viertelfinal-Aus gegen Paris am Dienstagabend, dass es nicht um die persönlichen Befindlichkeiten der beiden gehe. "Natürlich haben wir das eine oder andere an Unstimmigkeiten gehabt", so Flick. "Aber jetzt aktuell ist es einfach auch so: Er macht seinen Job, ich mache meinen Job, wir konzentrieren uns auf das, was für den Verein wichtig ist. Da wird immer zu viel hineininterpretiert."

Doch für Bayern-Kenner Vjeko Keskic ist klar, dass es Flicks letztes Champions-League-Spiel als Trainer des FC Bayern war. Die Meinungsverschiedenheiten mit Salihamidžić seien einfach unüberwindbar. "Mir fallen wenig Gründe ein, warum er bleiben sollte", sagt er gegenüber watson.

Der 37-jährige Vjeko Keskic betreibt mit "FCBInside" den größten Bayern-Blog Deutschlands und schreibt dort täglich über die Geschehnisse beim deutschen Rekordmeister.

Für Keskic, aber auch Sky-Experte Lothar Matthäus war Flicks fast viereinhalb minütiger Monolog beim TV-Sender Sky nach dem Spiel bereits eine verfrühte Abschiedsrede. "Er hat aus Versehen auch über den DFB gesprochen und damit gesagt, dass er Abschiedsgedanken hat. Mit Blick auf die Gemengelage im Verein und das Verhältnis zu Salihamidžić, plus die einmalige Chance, Bundestrainer zu werden, macht das einen Abschied wahrscheinlich", erklärt der Bayern-Kenner bei watson.

"Wenn es jetzt noch wochenlang so weitergeht, haben da weder Spieler noch Fans Lust drauf."
Bayern-Insider Vjeko Keskic zu watson

Zumal mit Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge am Ende der Saison Flicks engste Vertrauensperson im Verein den Klub verlässt. Präsident Herbert Hainer und Ehrenpräsident Uli Hoeneß stärken unterdessen dem Sportvorstand den Rücken. Oliver Kahn, der Rummenigges Nachfolger wird, hat sich bisher auf noch keine Seite gestellt. Keskic sagt über Flick: "Und warum soll er sich das dann noch antun? Er hat alles gewonnen und das Verhältnis zu Salihamidžić wird nicht besser."

Bayern-Blogger Vjeko Keskic
Bayern-Blogger Vjeko Keskicbild: privat

Laut Keskic wäre ein Abgang des Trainers auch eher zu verkraften, als eine Entlassung von Salihamidžić. "Jeder Klub braucht eine Grundphilosophie und dieser muss sich jeder Coach fügen". Aber er fügt auch hinzu: "Aber klar muss der Trainer auch einen gewissen Einfluss bei Transfers haben."

FC Bayern: Reizthema Kaderplanung

Der größte Streitpunkt zwischen Flick und Salihamidžić ist seit jeher die unterschiedliche Ausrichtung in der Kaderplanung und Flicks Forderung, auch in diesem Bereich Einfluss zu nehmen. "Aber Bayern hat klar gesagt, dass Kaderplanung Chefsache des Sportvorstands ist. Und das macht Brazzo gemeinsam mit Chefscout Marco Neppe."

In einem "SportBild"-Interview kritisierte auch Flicks Vorgänger Niko Kovac die mangelnde Einbindung in die Personalplanung des Vereins.

Unterschwellig verstärkt wurde Flicks Unzufriedenheit mit Salihamidžićs Einkäufen noch dadurch, dass der Trainer Spieler wie Choupo-Moting, Bouna Sarr, Marco Roca oder Douglas kaum bis gar nicht einsetzte. "Bei den Fans ist immer Brazzo der Böse, da wird geschaut, wen er eingekauft hat und wie der Spieler performt. Aber ich glaube nicht, dass die Verpflichtungen über den Kopf des Trainers entschieden wurden." Zumal: "Flick hat Salihamidžić Anfang des Jahres noch in Schutz genommen, dass es aufgrund von Corona nicht einfach war, überhaupt neue Spieler zu verpflichten."

Heim-EM 2024 könnte Hansi Flick
am DFB-Job reizen

Doch die Zusammenarbeit zwischen beiden wurde seit dem angekündigten Rücktritt von Joachim Löw als Nationaltrainer nur schlechter. Während mögliche zukünftige DFB-Trainer wie Jürgen Klopp absagten oder Interesse zeigten (Ralf Rangnick), kommentierte Flick diese Gerüchte nie. Zumindest bis Dienstagabend.

"Ich glaube, er merkt, dass er den internen Machtkampf auf Dauer nicht gewinnen kann. Nun macht ihm der DFB den Hof und die Heim-EM 2024 macht den Posten für ihn sicherlich auch nochmal attraktiver", so Keskic.

Oliver Bierhoff, Hans-Dieter 'Hansi' Flick, Andreas Koepke beim Empfang der Deutschen Nationalmannschaft auf der WM-Fanmeile auf der Straße des 17. Juni vor dem Brandenburger Tor. Berlin, 15 ...
DFB-Direktor Oliver Bierhoff (l.) und Hansi Flick (Mitte) holten 2014 gemeinsam den WM-Titel.Bild: Geisler-Fotopress / Marcus Golejewski/Geisler-Fotopress

ten Haag oder Nagelsmann könnten Flick-Nachfolger werden

Sollte Flick tatsächlich nach dem Sommer zum DFB wechseln, müssten sich die Münchner Gedanken um einen potenziellen Nachfolger machen. Dabei fällt auch immer wieder der Name Julian Nagelsmann.

"Wenn es so kommen sollte, wird Bayern alles dafür in Bewegung setzen, um Nagelsmann zu bekommen. Zumal Leipzig mit Jesse Marsch bei RB Salzburg einen guten Nachfolger bereits in der Hinterhand hat."

Mit Erik ten Haag könnte aber auch ein alter Bekannter nach München zurückkehren, der bereits als Nachfolger von Niko Kovac gehandelt wurde. Der 51-jährige Niederländer trainierte von 2013 bis 2015 die zweite Mannschaft des FC Bayern und arbeitet seit 2017 erfolgreich bei Ajax Amsterdam. Erst kürzlich erklärte er, dass er gern wieder in der Bundesliga arbeiten würde.

"Bei beiden ist die Vertragssituation jedoch nicht optimal", weiß Keskic. Nagelsmann steht bei RB noch bis 2023 unter Vertrag, ten Haag in Amsterdam bis 2022.

Bayern-Insider fordert Entscheidung

Trotz vorzeitigem Ausscheiden in der Champions League und dem DFB-Pokal, bleibt den Bayern aktuell aber kaum Zeit, um über Flicks Zukunft zu sprechen. Denn auch in der Bundesliga steht eine englische Woche auf dem Programm.

So war Flick auch noch nichts von einem Krisengespräch mit Oliver Kahn bekannt, über das die "Bild"-Zeitung am Montag berichtete.

Für Bayern-Kenner Keskic wäre es jedoch langsam Zeit, dass alle Beteiligten Klarheit schaffen. "Wenn es jetzt noch wochenlang so weitergeht, haben da weder Spieler noch Fans Lust drauf."

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