Die strauchelnde Übermacht FC Bayern empfängt Union Berlin. Rekordmeister gegen Underdog. Am Samstag (15.30 Uhr/Sky) steigt in der Allianz Arena das Duell zweier Teams, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Bayern-Trainer Niko Kovac ist zuversichtlich, dass es am neunten Spieltag der Bundesliga mit dem fünften Sieg klappt. Der in Berlin geborene Kroate sagte am Freitag auf der Pressekonferenz vor dem Spiel, dass man gegen die Köpenicker geduldig, dominant und kontrolliert spielen müsse.
Und auch sonst zeigte sich Kovac in Redelaune. Angesprochen auf den "Herbststurm" beim Rekordmeister, sagte er erst, dass er mit seinen Chefs in Kontakt und ganz entspannt sei. Der Sturm werde eher von außen hineingeweht.
Dann forderte Kovac in einem flammenden Plädoyer mehr Respekt vor seiner Zunft, nahm dabei auch seinen Dortmunder Kollegen Lucien Favre in Schutz. "Die stehen auf Platz vier, wir auf Platz drei. Beide Teams haben 15 Punkte. Dortmund ist in allen Wettbewerben dran, und dort ist alles schlecht. Dann werden Namen gehandelt. Das verstehe ich nicht." Dass es beim BVB und anderen Vereinen nun nach acht Runden bereits "auf die Trainer geht", habe "nicht allzu viel mit Respekt zu tun", sagte Kovac: "Das ist eine Tendenz, und ich finde, das ist keine gute Tendenz."
Natürlich ging es in der Fragerunde im FCB-Mediencenter auch um die langzeitverletzten Abwehrspieler Niklas Süle und Lucas Hernández sowie deren Alternativen, die nun ranmüssen. Die einzigen verbliebenen Innenverteidiger im Bayern-Kader, die aktuell fit sind, heißen Benjamin Pavard, der ist ohnehin bei Kovac gesetzt, Lars-Lukas Mai, der allerdings erst 180 Bundesligaminuten auf dem Buckel hat und vorerst keine Alternative sein dürfte. Und: Jérôme Boateng.
Wie es das Lazarett so will, muss also nun jener Boateng als neuer, alter Abwehr-Anführer in die Bresche springen.
Kovac sagte über den von Bundestrainer Jogi Löw ausgebooteten Ex-Nationalspieler: "Jérôme ist wieder gefragt. Er hat mehr als zehn Profijahre hinter sich, er wird auch in Zukunft seine gute Qualität beweisen. Und wenn er gut spielt, dann wird er vielleicht auch wieder eine Alternative für ganz andere Aufgaben...", lobte Kovac den 31-Jährigen und garnierte diese Aussage mit einem Schmunzler.
Auf eine spätere Nachfrage, ob der Trainer damit die Nationalmannschaft meinte, ließ Kovac nur wissen: "Die Interpretation überlasse ich Ihnen..."
Haben wir gemacht: Das war ein klarer Wink an Löw.
Ob Boateng zu nationalmannschaftstauglicher Stärke zurückkehren kann, sei mal dahingestellt. Aber er wird jetzt jedenfalls wissen, welche Ansprüche sein Trainer an ihn hat.
(as/mit Material von sid)