Nach vielen Kritiken, hat Watzke eins gelernt: Ein Saisonziel wird er nicht herausgeben.Bild: imago images / Eibner
Bundesliga
01.07.2020, 14:2302.07.2020, 06:37
Die vergangene Saison war dem BVB eine Lehre. Aus Verärgerung über
die Medienschelte gibt der Meisterschaftszweite in diesem Sommer kein
Saisonziel aus.
BVB: Hummels und Haaland preschen vor – Watzke hält sich zurück
Offensive Profis, defensive Bosse – der
Meisterschaftszweite Borussia Dortmund gibt für die kommende
Spielzeit kein offizielles Saisonziel aus. Anders als einige Spieler
wie Abwehrchef Mats Hummels, der noch vor gut einer Woche einen
neuerlichen Angriff auf Platz eins angekündigt hatte, äußerte sich
Hans-Joachim Watzke zurückhaltender. "Dieses Spielchen spielen wir
nicht mehr mit. Wir werden offiziell kein Ziel mehr ausgeben – und
das geschieht nicht, weil wir keines haben", sagte der
BVB-Geschäftsführer am Dienstag mit Verweis auf die seiner Meinung
nach unfaire Berichterstattung in den Medien.
Auch Neuzugang Erling Haaland spricht von Titelambitionen. Gegenüber "Sport Bild" erklärt er, was dem BVB noch zum Titel fehlt. "Diesen großen Willen, jedes Spiel gewinnen zu wollen – den brauchen wir. Auf dem höchsten Niveau sind kleine Details entscheidend."
Sein Ziel für die nächste Saison ist ganz klar der Titel. "Ich habe nach dem Spiel gegen Leipzig ja bereits gesagt, dass ich mit dem zweiten Platz nicht wirklich glücklich bin. Der BVB ist ein großer Klub, der das Potenzial hat, Titel zu gewinnen. Da will ich dabei sein und meinen Teil zu Erfolgen beisteuern. Unsere Fans verdienen das."
Den absoluten Siegeswillen braucht der BVB, wenn man ein ernsthafter Titelkandidat sein möchte. Erling Haaland hat ihn.Bild: imago images / Poolfoto
BVB will nicht den gleichen Fehler nochmal begehen
Jahrelang sei der Klub dafür kritisiert worden, kein
Meisterschaftsziel ausgegeben zu haben. "Nun hatten wir letztes Jahr
das Gefühl, dass das bei zwei Punkten Rückstand mal angesagt war. Wir
haben gesagt, wir werden alles versuchen, um deutscher Meister zu
werden."
Eine vollmundige Ankündigung, den Abo-Meister aus München
abzulösen, sei das aber nicht gewesen. "Das hat man drei Wochen
später eigenmächtig gelöscht. Dann hieß es nur noch, die wollen
deutscher Meister werden. Um uns dann ab April zu kritisieren, dass
wir unser Ziel nicht erreicht haben", kommentierte Watzke.
Der 61-Jährige nutzte die Gelegenheit, um seinen Unmut über den
öffentlichen Umgang mit den Profis zu bekunden, denen nach dem 0:4 im
letzten Saisonspiel gegen Hoffenheim zum wiederholten Mal ein
Mentalitätsproblem attestiert worden war. "Bei aller berechtigten
Kritik an diesem Auftritt haben wir das Gefühl, dass sich eine
Hexenjagd auf unsere Mannschaft entwickelt. Wenn die Kritik dahin
übergeht, dass wir von allen 18 Bundesliga-Mannschaften angeblich die
schlechteste Mentalität haben, dann ist das so über das Ziel
hinausgeschossen, dass es einem schon fast den Atem verschlägt. Es
müsste ein Wunder sein, dass die Mannschaft mit der schlechtesten
Mentalität Vizemeister wird", klagte Watzke.
Gehaltsverzicht bei der Borussia bleibt bestehen
Ein solcher Ruf sei zudem nur schwer mit der Bereitschaft der Profis
zu vereinbaren, in der Corona-Krise weiter auf Teile ihres Gehaltes
zu verzichten. "Der Gehaltsverzicht von uns und der Mannschaft geht
über das Saisonende hinaus. Wir verzichten bis zum 31. Dezember
weiter", verriet Watzke.
Das sei der anhaltenden Unsicherheit über den Verlauf der kommenden
Saison geschuldet: "Die fehlenden Einnahmen sind dramatisch. Es geht
ja nicht nur um die fehlenden Zuschauereinnahmen von rund vier
Millionen Euro pro Spiel, sondern auch um weniger TV- und
Vermarktungsgelder. Wir stehen vor einem gigantischen Berg von
Risiken." Deshalb seien vorerst auch keine weiteren Transfers
geplant.
Rückkehr der Fans könnte helfen
Eine Rückkehr von Zuschauern in die Stadien könnte zur Entspannung
beitragen. Der für seine guten Kontakte zu führenden Politikern
bekannte Watzke ist zuversichtlich, dass zum vermeintlichen
Saisonstart im September zumindest wieder einige Fans zugelassen
werden. "Ich glaube, dass die Bereitschaft, darüber nachzudenken,
vorhanden ist. Die Liga ist momentan dabei, die entsprechenden
Konzepte zu erstellen und dann an die zuständigen Stellen zu
versenden", sagte Watzke.
"Eine bundeseinheitliche Lösung" wird es nach seiner Einschätzung
jedoch nicht gehen: "Ich glaube nicht, dass man sagt, so viele
Zuschauer dürfen pro zehn Quadratmeter ins Stadion. Wenn überhaupt,
wird es eher einen anderen Rahmen geben. Innerhalb dieses Rahmens
werden sich dann die lokalen Gesundheitsbehörden mit dem Verein auf
ein Konzept verständigen. Was Sinn macht, weil jedes Stadion anders
konzipiert ist."
(vdv/dpa)
Oliver Kahn war zwei Jahre Vorstandsvorsitzender beim FC Bayern, ehe seine Amtszeit am letzten Spieltag der vergangenen Saison ein jähes Ende nahm. Obwohl die Münchner sich noch in der letzten Minute die Deutsche Meisterschaft sicherten, musste der heute 54-Jährige seinen Platz räumen.