Ob Guardiola, Löw oder Flick: In Bayern-Profi Joshua Kimmich sehen alle seine Trainer einen besonderen Spieler. Und so einer wird entsprechend intensiv gefördert. Der Nationalspieler selbst hat namhafte Vorbilder. Und im Alter von 25 steht er vor entscheidenden Jahren.
Auch im Spiel gegen den Bundesliga-Rivalen und Tabellen 14. FC Augsburg wird Kimmich am Sonntag (15.30 Uhr bei sky) wohl wieder auf dem Platz stehen. Zusehen wird ihm dann wahrscheinlich auch Giulia Gwinn, Fußball-Nationalspielerin, ebenfalls vom FC Bayern. Sie bezeichnet ihren Münchner Kollegen Kimmich als Vorbild. "Ich finde seine Spielweise total cool. Ich schaue ihm gerne zu.
Wie er auftritt, wie er sich entwickelt hat von einem eher ruhigen Spieler zu einer Führungskraft. Das ist schon jemand, zu dem ich aufschaue", erzählte die 20-Jährige, die gerade mit der deutschen Frauen-Nationalmannschaft beim Algarve-Cup in Portugal aktiv ist.
Die Defensiv-Allrounderin Gwinn ist mit ihrer Schwärmerei für den Nationalspieler kein Einzelfall. Im Gegenteil: Kimmich finden beim FC Bayern gerade ziemlich viele sehr gut, wenn nicht alle. Denn der 25-Jährige arbeitet als Alleskönner aktuell besonders intensiv an dem Aufstieg zur absoluten Führungskraft beim deutschen Rekordmeister.
"Er kann einfach alles. Er hat sich in den letzten Jahren zu einem Führungsspieler und zu einer Persönlichkeit entwickelt. Für mich ist er einer der besten Spieler in Europa", sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic in dieser Woche nach dem 1:0 beim FC Schalke 04. Als ungewohnter Innenverteidiger und Torschütze führte Kimmich den Rekordpokalsieger ins Halbfinale des nationalen Cup-Wettbewerbes.
Rechter Abwehrspieler, Innenverteidiger, Abräumer vor der Abwehrkette – Kimmich erfüllt seine Aufgaben auf den verschiedensten Defensivpositionen. Am liebsten agiert er aber als Sechser, als "Herzstück" im Mittelfeld, wie er die Abräumerposition vor der Abwehr selbst bezeichnet: "Im zentralen Mittelfeld ist man einfach näher dran an den Mitspielern. Mir fällt es da einfacher, meine Emotionen einzubringen."
Der gebürtige Rottweiler drängt in die Verantwortung. Er ist extrem ehrgeizig. Bisweilen wirkt Kimmich sogar überehrgeizig, anstrengend. Im Sommer 2015 kam er für 8,5 Millionen Euro, die aber an den VfB Stuttgart flossen, als Zweitligaspieler von RB Leipzig nach München. Schon Pep Guardiola erkannte sein besonderes Talent, förderte ihn in München als Trainer.
Den maßgeblichsten Einfluss auf Kimmichs Entwicklung aber hatte Joachim Löw. Der Bundestrainer machte Kimmich bei der EM 2016 erst zum rechten Verteidiger und damit Nachfolger von Philipp Lahm und nach der verkorksten WM 2018 schließlich zum Sechser in der Nationalelf. Im Verein wiederholten sich diese Entwicklungen.
Hansi Flick, lange Zeit Löws Assistent beim DFB, sieht Kimmichs Zukunft ebenfalls im Mittelfeld. Zusammen mit Thiago bildet der 25-Jährige in der Münchner Schaltzentrale ein dynamisches Tandem.
"Für mich ist es wichtig, dass wir eine gewisse Achse und Stabilität haben", sagte Flick. "Vom Entwicklungsschritt ist es jetzt notwendig, dass er versucht, die Mannschaft noch mehr zu führen – gerade auf der Position des Sechsers gemeinsam mit Thiago. Die zwei machen das auf der Position herausragend. Davon kann die Mannschaft profitieren."
Kimmich ist bereit dazu: Für ihn ist "ein Leader jemand, der seine Mitspieler mitreißen möchte, der nicht nur auf seine eigene Leistung schaut, dem der Mannschaftserfolg wichtig ist." Ihm imponierten da frühere Bayern-Kollegen wie der kampfstarke Arturo Vidal oder der Stratege Xabi Alonso. Mit 25 hat Kimmich nun die Jahre vor sich, in denen es um internationalen Ruhm geht, um große Titel mit dem FC Bayern (Champions League) und der Nationalmannschaft (EM, WM).
Der Rekordmeister hat ihn frühzeitig lange an sich gebunden. Bis 2023 läuft der Vertrag von Kimmich, Bayerns Leader auch für die Zeit nach Manuel Neuer (33), Robert Lewandowski (31) oder Thomas Müller (30).
(dpa/vdv)