Sport
Fußball

Bundesliga: Schwuler Profi-Fußballer vor Coming-Out? Rätsel um Twitter-Account

In den vergangenen Jahren starteten einige Profiklubs zahlreiche Aktionen, um über Homosexualität im Fußball zu informieren.
In den vergangenen Jahren starteten einige Profiklubs zahlreiche Aktionen, um über Homosexualität im Fußball zu informieren. Bild: imago images / regios24
Sport

Outet sich ein schwuler Profi? gay_Bundesligaspieler twittert weiter und äußert Sorgen

18.10.2019, 11:1718.10.2019, 19:15
Mehr «Sport»

Der Profifußball nutzt seine Öffentlichkeit oft für gute Aktionen: Gegen Rassismus werden Plakate ausgefahren, oder Geflüchtete werden zu Spieltagen eingeladen. Es werden Aktionen für das Kindeswohl gestartet oder recycelte Trikots produziert. Doch es gibt auch Themen, denen sich der Fußball nur zaghaft nähert: Homosexualität und Homophobie.

Das liegt auch daran, dass es so gut wie keinen offen homosexuellen Profi-Fußballer gibt. Homosexuelle Spieler stehen zwar auf dem Platz – doch die haben auch im Jahr 2019, wo es offen schwule Politiker, Pop-Sänger oder Baumarkt-Mitarbeiter gibt, noch immer Angst in der Machowelt Fußball offen darüber zu sprechen. Nun soll ein Profi-Fußballer in Deutschland dies versuchen – zumindest lässt ein Twitter-Account dies derzeit Tausende Fans glauben.

Der User gay_Bundesligaspieler postet seit dem 16. Oktober auf Twitter. Alles fing mit einem "AMA" an – einem "ask me anything", welches auf Plattformen wie Reddit gerne von Personen genutzt wird, um über spannende Inhalte aus dem eigenen Leben zu informieren. Der Account postete: "Ich bin ein schwuler Spieler der 2. Bundesliga. Ich möchte mich bald outen, um das Versteckspiel zu beenden. Ich teste hier ob ich den Druck aushalten kann... Ask me anything!" Hunderte Fans antworteten. Es erreichten den vermeintlichen Zweitliga-Profi nicht nur Fragen, sondern vor allem aufbauende Worte und Respektsbekundungen. "Scheiss auf die Hater, lieb die Lover", schrieben Fans etwa.

Nachdem ihn offenbar über die vergangenen Tage viele Nachrichten erreichten, schrieb der User des Accounts am Freitagmorgen: "OK ich wollte heute morgen nur kurz diesen Kanal checken. Muss mich erstmal sammeln - das gerät ja jetzt schon fast außer Kontrolle . Jetzt muss ich mich erst mal auf das Training konzentrieren. Heute Abend mehr."

Ob hinter dem Account wirklich ein homosexueller Fußballprofi steckt, ist indes nicht klar. Klar ist: Die positiven Nachrichten der Fans offenbaren, dass ein großer Teil der Fußballfans positiv auf ein Coming-out eines aktiven Fußballprofis reagiert. Am Freitagabend twitterte er dann erneut.

gay_Bundesligaspieler twittert weiter

gay_Bundesligaspieler bedankte sich für den Support und freut sich, dass es so viele positive Stimmen gab. Er ist dennoch SEHR aufgeregt, schreibt er.

"Wenn ich mich jetzt oute, bin ich mir nicht sicher, ob meine Freunde, Familie und Teamkollegen zu mir halten."

Doch da hören seine Sorgen noch nicht auf, wie er schreibt. Er befürchtet, Drohungen zu erhalten und keinen Anschlussvertrag.

Er mache das dennoch, damit sich das mediale Interesse in Zukunft verringert. "Denn es wurde zu lange zu diesem eigentlich ganz normalen Thema geschwiegen!" Irgendwann werde er sich outen, schreibt er weiter,mit Fragen auf den Twitter-Account verweisen und weiter trainieren. Vielleicht ermutigt er so, dass auch andere schwule Spieler das Twittern anfangen – das zumindest hofft er.

Nach dem Wochenende will gay_bundesligaspieler mehr erzählen.

Schwuler Fußballspieler? Nur einer.

In Deutschland outete sich bisher lediglich der ehemalige Nationalspieler Thomas Hitzlsperger – jedoch nach seinem Karriereende im Jahr 2014. Dessen Coming-out machte Hoffnung: Der Gang an die Öffentlichkeit wurde anschließend von Vereinen, Mitspielern, Fans und den Medien sehr positiv aufgenommen. Mittlerweile ist Hitzlsperger Sportvorstand beim VfB Stuttgart. In den vergangenen Jahren starteten Klubs wie der FC St. Pauli, Werder Bremen oder der HSV Spieltagsaktionen, um über Homosexualität zu informieren.

(bn/lin)

DFB-Team: Adidas reagiert schlagfertig auf Kritik am pinken Trikot

Noch sind es gut drei Monate, bis die Europameisterschaft in Deutschland mit dem Eröffnungsspiel zwischen dem DFB-Team und Schottland in München beginnt.

Zur Story