Sommerpause? Denkste. Neben der Frauen-WM, startet am Wochenende auch die U21-Europameisterschaft und die Copa América. Gastgeber Brasilien eröffnet das Turnier um die Südamerikameisterschaft am Freitag in São Paulo mit der Partie gegen Außenseiter Bolivien. Doch im Feld der Teilnehmer fällt auf, dass da auch zwei Nationen mitspielen, die da geographisch eigentlich gar nichts zu suchen haben: Japan und Katar spielen ebenfalls bei der Copa mit.
Das liegt – so die offizielle Erklärung – vor allem am Modus. Trotz seiner Fläche von fast 18 Millionen Quadratkilometern hat Südamerika ein Problem. Im "Conmebol", dem südamerikanischen Fußballverband, finden sich nur zehn Mitglieder:
Weil Staaten wie Suriname oder Guyana, obwohl auf dem südamerikanischen Festland beheimatet, keine "Conmebol"-Mitglieder sind, sondern zum Mittelamerika-Verband "Concacaf" gehören, ist das Feld wesentlich dünner als auf den anderen Kontinenten.
Der Europäische Fußballverband hat beispielsweise 55 Nationalverbände, der asiatische Fußballverband hat 47 Landesverbände. Weil ein Turnier mit zehn Mannschaften nicht gerade optimal ist, wurden die Macher kreativ und luden seit 1993 zwei zusätzliche Teams aus Nord- und Mittelamerika ein – und in ganz seltenen Fällen aus ganz anderen Regionen. So ist Japan nach 1999 das zweite Mal dabei. Asienmeister Katar wird als Gastland Nummer neun dabei sein. Die hundertjährige Jubiläumsausgabe im Jahr 2016 hatte sogar sechs externe Mannschaften im Feld, alle aus Nord- und Mittelamerika.
In diesem Jahr entschieden sich die Organisatoren für Katar und Japan, die sich jedoch nicht qualifizieren mussten. Für das kleine Emirat aus der Wüste ist das Turnier vor der umstrittenen Heim-WM im Winter 2022 ein guter Härtetest. Es wird übrigens nicht der einzige sein: Schon kommendes Jahr, wenn die Copa in den Rhythmus der Europameisterschaften wechselt, wird Katar wieder dabei sein. Dann nicht mit den Japanern, sondern mit Australien.
Böse Zungen behaupten natürlich, dass die Wahl der Teams auch andere Aspekte beinhaltet: Der argentinische Journalist Sergio Danishewsky erklärte der "Bild"-Zeitung etwa: "Natürlich geht es dabei um TV-Rechte und Geld. Es ist unmöglich, diese Einladungen nachzuvollziehen. Das ist ungefähr so, als würde Kanada bei einer EM antreten."
Es könnte also sein, dass der Asienmeister aus Katar zeitgleich auch Südamerika-Meister ist. Ganz schön abstrus ist das alles. Hoffnung für die südamerikanischen Traditionalisten gibt es bei diesem Turnier, wo Brasilien als Gastgeber der große Favorit ist, aber trotzdem: Bisher hat noch nie ein Gast die Copa gewonnen. Mexiko scheiterte jedoch zweimal denkbar knapp im Finale.
(bn mit sid)