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Corona-Chaos: Sportmediziner hält Ausrichtung der Handball-WM für "falsches Signal"

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Am Fuße der Gangway wird bei Bundestrainer Alfred Gislason die Temperatur gemessen.Bild: dpa / Sascha Klahn
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Sportmediziner kritisiert Turnier als "falsches Signal": Corona-Chaos bei der Handball-WM

14.01.2021, 09:39
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Noch hat die deutsche Nationalmannschaft keine einzige Minute bei der Handball-WM in Ägypten gespielt, doch der Umgang mit dem Corona-Virus ist jetzt schon das beherrschende Thema. Dr. Robert Margerie vom Zentrum für Sportmedizin in Berlin hält die Ausrichtung des Turniers in der aktuellen Pandemielage für ein "falsches Signal", wie er gegenüber watson sagte. Der Deutsche Handball-Bund kritisiert zeitgleich die Zustände im Teamhotel.

"Die WM ist ein großes internationales Turnier, das Menschen aus der ganzen Welt zusammenführt und das Risiko, sich zu infizieren, ist einfach enorm hoch. Ich denke, das ist ein falsches Signal an die Menschen", erklärt Margerie. "Gerade, weil man die Menschen für die verschärften Maßnahmen ins Boot holen möchte", so der Mediziner weiter.

"Da kann ich die Sportler verstehen, die dort nicht teilnehmen wollen", sagt er über die Absage einzelner Handball-Nationalspieler wie Hendrik Pekeler, Steffen Weinhold oder Patrick Wincek aus persönlichen Gründen.

Doch der Mediziner verweist bei der Organisation auf etwas Positives: "Das einzig Sinnvolle an diesem Turnier ist, dass es ohne Zuschauer stattfindet." Zudem sei es erfreulich, dass sich immerhin ausreichend Gedanken um ein Hygienekonzept gemacht wurde, "aber wie gut das trägt, wird man dann sehen müssen. Es ist einfach ein großes Risiko, das eingegangen wird.“ Insgesamt bleibt der Mediziner mit einer Prognose vorsichtig optimistisch: "Ich habe einfach die Hoffnung, dass es durch das Konzept nicht zu einer weiteren Ausbreitung des Virus kommt.“

Axel Kromer, Sportvorstand des Deutschen-Handball-Bundes, hatte bereits die Einhaltung der Hygienemaßnahmen in Ägypten angemahnt. Gerade im Teamhotel in Gizeh gebe es "Verbesserungspotenzial", sagte Kromer bei einer virtuellen Medienrunde am Mittwoch. Dass sich die Spieler im Hotel mit dem Virus infizieren können, glaubt Mediziner Margerie aber nicht. "Eine Infektion wird hauptsächlich über den direkten Kontakt von Spieler zu Spieler übertragen, nicht über Gegenstände."

Laut Axel Kromer seien im Fünf-Sterne-Hotel Marriott Mena House am Fuße der weltberühmten Pyramiden "nicht alle Restaurants" geöffnet, daher werde er "mit Nachdruck" fordern, dass "weitere Räume geöffnet werden, um das Risiko zu minimieren" und Kontakte zu vermeiden.

Deutsche Spieler mit FFP2-Masken "zugeschüttet"

Dem Sportvorstand des DHB seien im Hotel auch Personen aufgefallen, die "zwar akkreditiert sind, aber von denen wir nicht wissen, welche Funktion sie haben". Manch einer vom Hotel-Personal nehme es beim Tragen der Maske auch nicht so genau, da hänge der Mund-Nasen-Schutz schon einmal am Kinn.

Kromer rechnet damit, dass es beim Thema Corona "in den nächsten Tagen noch Risiken" gebe werde. Wenn die "Blase geschlossen ist", werde es dann besser. "Wir müssen daran arbeiten, dass alles so läuft, wie wir es uns vorstellen", sagte Kromer. Die deutschen Spieler um Kapitän Uwe Gensheimer seien "mit FFP2-Masken zugeschüttet" worden.

Am Dienstagabend hatten Tschechien und die USA ihre WM-Teilnahme abgesagt, nachdem es in beiden Kadern zahlreiche Infektionen mit dem Virus Sars-CoV-2 gegeben hatte. Dafür rückten Nordmazedonien und die Schweiz in das Turnier nach.

Medienberichten zufolge macht sich der deutsche Vorrundengegner Kap Verde am Mittwoch von Portugal aus auf den Weg nach Nordafrika, jedoch fehlten dabei demnach sechs Spieler sowie vier Teambetreuer, darunter auch Cheftrainer Jose Tomas wegen einer Corona-Infektion. Das DHB-Team trifft am Sonntag auf den WM-Debütanten. "Ich denke, die IHF arbeitet derzeit an Lösungen, wie damit umgegangen wird", hofft Axel Kromer.

(lgr mit Material vom sid)

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