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NFL: "Haben nicht zugehört" – Liga verurteilt Rassismus in den USA

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Eric Reid (l.) und Quarterback Colin Kaepernick (r.) knieten sich 2016 hin. Das kritisierte Footballer Brees. Bild: ap / Marcio Jose Sanchez
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Protest im Sport: NFL-Spieler nimmt Kritik zurück und wendet sich an Trump – NFL bezieht Stellung

06.06.2020, 14:16
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Im Streit über nationale Symbole und Aussagen über Proteste von Football-Spielern während der Hymne hat sich NFL-Quarterback Drew Brees nun direkt an US-Präsident Donald Trump gewendet. Durch seine Gespräche mit Freunden, Kollegen und Anführern der schwarzen Community sei ihm klar geworden, "dass es hier nicht um die amerikanische Flagge geht", schrieb er am Freitag (Ortszeit) auf Instagram.

"Wir können die Flagge nicht mehr länger dazu benutzen, die Menschen abzuweisen oder sie von den wirklichen Problemen abzulenken, mit denen unsere schwarzen Gemeinschaften konfrontiert sind."

Trump kritisiert Sportler für Entschuldigung

Zuvor hatte Trump den NFL-Quarterback dafür kritisiert, seine umstrittenen Aussagen über Proteste von Football-Spielern während der Hymne zurückgenommen zu haben. "Ich denke, er ist wirklich einer der größten Quarterbacks, aber er hätte seine ursprüngliche Haltung über das Ehren unserer wunderschönen amerikanischen Flagge nicht zurücknehmen sollen", twitterte Trump am Freitag (Ortszeit).

Der 41 Jahre alte Brees, sportlich unumstrittener Spielmacher bei den New Oreans Saints, hatte in einem Interview die Proteste des NFL-Spielers Colin Kaepernick kritisiert. Dieser war unter anderem in der Saison 2016/17 aus Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA beim Abspielen der Nationalhymne auf die Knie gegangen.

"Ich werde nie einer Meinung sein mit jemandem, der respektlos gegenüber der Flagge der Vereinigten Staaten von Amerika oder unserem Land ist", hatte Brees gesagt. Nach der massiven Kritik an seinen Aussagen entschuldigte sich Brees schriftlich und dann auch noch in einem Video.

Nun fügte er nach Trumps Kritik via Instagram hinzu, bereits 2017 habe man mit der Debatte über die Flagge von den wirklichen Problemen abgelenkt. Bedauerlicherweise habe er es diese Woche mit seinen Kommentaren wieder aufgegriffen.

"Wir müssen aufhören, über die Flagge zu sprechen, und unsere Aufmerksamkeit auf die wirklichen Probleme der systematischen Rassenungerechtigkeit, der wirtschaftlichen Unterdrückung, der Polizeibrutalität und der Justiz- und Gefängnisreform lenken. Wir befinden uns an einem kritischen Punkt in der Geschichte unserer Nation! Wenn nicht jetzt, wann dann?"

Brees fügt hinzu, die weiße Gemeinschaft müsse zuhören und aus dem Schmerz und dem Leid der schwarzen Gemeinschaften lernen. "Wir müssen die Probleme anerkennen, Lösungen finden und diese dann in die Tat umsetzen. Die schwarze Gemeinschaft kann das nicht allein tun. Dies wird uns alle erfordern."

Auch bei der NFL scheint ein Umdenken in Sachen Spielerproteste eingesetzt zu haben. NFL-Commissioner Roger Goodell hat den bisherigen Umgang der Liga mit den Spielerprotesten gegen Rassismus und Polizeigewalt als falsch bezeichnet.

"Wir, die NFL, geben zu, dass wir in der Vergangenheit falsch gelegen haben. Wir haben unseren Spielern nicht zugehört und haben sie nicht ermutigt, sich zu äußern und friedlich zu protestieren", sagte Goodell in einer Videobotschaft, die über die sozialen Medien verbreitet wurde.

Am Donnerstag hatten viele prominente Spieler, darunter Super-Bowl-Gewinner Patrick Mahomes, die NFL aufgefordert, endlich klar Stellung zu beziehen, Rassismus zu verurteilen und die Proteste zu unterstützen. Der Tod des Schwarzen George Floyd nach einer Festnahme in Minneapolis hat in den USA eine Protestwelle gegen Rassismus und Polizeigewalt ausgelöst.

Bisher tat sich die NFL schwer in Sachen Rassismus

Goodell war bereits früher für seinen Umgang mit Spielerprotesten kritisiert worden. 2016 war der frühere Quarterback Colin Kaepernick während der Nationalhymne, die vor jedem Spiel ertönt, auf die Knie gegangen und hatte so gegen den Alltagsrassismus protestiert. Damals war Goodell noch US-Präsident Donald Trump gefolgt, der nach wie vor fordert, dass die Spieler während der Hymne stehen sollten.

"Es ist eine schwere Zeit für unser Land, speziell für die schwarzen Menschen in unserem Land. Wir, die NFL, verurteilen den Rassismus und die systematische Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung", so Goodell. "Ich persönlich protestiere mit euch und möchte Teil des dringend nötigen Wandels in unserem Land sein", so der 61-Jährige.

Die NFL kämpft schon lange gegen Rassismusvorwürfe, viele der Teameigentümer unterstützen US-Präsident Trump, der die Spielerproteste immer wieder kritisiert.

(lin/dpa/sid)

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