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"The Masked Singer": Wie ProSieben den Quotenhit versaut

Absoluter Fan-Liebling: Der Wuschel auf der "The Masked Singer"-Bühne
Absoluter Fan-Liebling: Der Wuschel auf der "The Masked Singer"-BühneBild: ProSieben/Willi Weber
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"The Masked Singer" enttäuscht – welche Fehler ProSieben mit der zweiten Staffel macht

23.04.2020, 15:46
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"The Masked Singer" ist aktuell der Quoten-Treiber bei ProSieben. Durchschnittlich schalten 3,89 Millionen Zuschauer ein, wenn der Wuschel, das Chamäleon oder der Hase um den Einzug in die nächste Show kämpfen und sich das Promi-Rateteam um Ruth Moschner anhand der Quersumme der im Einspieler gezeigten Zahlen die Chartplatzierung eines Schlagersängers aus den 70er Jahren herleitet, die dann natürlich zum nächsten heißen Tipp führt.

Am Dienstagabend steht mit der fünften Ausgabe der Musik-Gagashow bereits das Halbfinale an.

Doch so sehr die Quoten stimmen und der Unterhaltungswert der Show gerade in Zeiten der Pandemie dringend benötigt ist, so überzeugt "The Masked Singer" trotzdem nicht auf allen Ebenen. Watson zeigt die größten Schwächen der zweiten Staffel – und wie man es in der neuen Season im Herbst besser machen könnte.

Die Promis

Die Show lebt nicht nur von den durchgeknallten und aufwendig gearbeiteten Kostümen, sondern natürlich auch von den Stars darin. Bis dato mussten Sängerin Stefanie Heinzmann, Model Franziska Knuppe, Sänger Angelo Kelly (der freiwillig ausstieg), Schauspielerin Rebecca Immanuel und Moderatorin Caroline Beil ihre Masken lüften.

Caroline Beil nach ihrer "Masked Singer"-Enthüllung.
Caroline Beil nach ihrer "Masked Singer"-Enthüllung.Bild: ProSieben/Willi Weber

Während vor allem die letzten beiden Kandidatinnen unentdecktes Gesangstalent bewiesen – Beil wurde sogar vom Promi-Rateteam und auch den Zuschauern für Helene Fischer gehalten – sind die Teilnehmer zwar durchaus bekannt, aber bei weitem keine Top-Stars (von Angelo Kelly vielleicht einmal abgesehen), Heinzmann und Beil stammen aus dem ProSieben/Sat.1-Kosmos. Ein Politiker? Ein Weltklasse-Sportler? Fehlanzeige.

Teils machte sich die Enttäuschung der Zuschauer nach den Enthüllungen auch bei Twitter bemerkbar:

Nach dem Überraschungs-Erfolg der ersten Staffel hätten Fans hoffen können, dass das Show-Konzept auch bei vielen A-Liga-Prominenten für Begeisterung gesorgt haben könnte, sie sich schneller für die Show begeistern ließen. Immerhin: Fünf Enthüllungen und somit fünf Chancen auf eine echte Überraschung gibt es für die Zuschauer noch.

Die US-Kollegen von "The Masked Singer" sind übrigens deutlich breiter aufgestellt: In der laufenden dritten Staffel gingen unter anderem Schauspielerin Bella Thorne, Kult-Skater Tony Hawk und die Ex-Gouverneurin von Alaska, Sarah Palin, an den Start.

Die Indizien

Selbstverständlich soll dem Publikum der Rate-Spaß nicht genommen werden und der Sinn der Hinweisvideos besteht nicht darin, dass der Zuschauer nach dem ersten Clip sofort auf den Promi im Kostüm kommt. Nur teilweise vergaloppiert sich der Sender bei den gezeigten Indizien dann doch. So wies ein Stethoskop auf Fledermaus Franziska Knuppe hin, deren Mutter Ärztin ist und Stefanie Heinzmann las als Dalmatiner im Einspieler eine Zeitschrift, weil sie selbst ein Bücherwurm ist. Ahja...

Besonders skurril: Im letzten Hinweis-Clip zum Roboter wurde der Code AG47 und FE26 eingeblendet, der im Periodensystem für die Elemente Silber und Eisen steht. Ein Fakt, der die wilde Fan-Theorie um Helene Fischer untermauerte. Als am Ende dann aber doch Caroline Beil im Kostüm steckte, war die Enttäuschung groß. Im Interview mit watson erklärte sie nach ihrem Show-Aus dazu: "Das bezieht sich mehr auf den Roboter und die Farben des Roboter-Kostüms. Die Zuschauer sollen ja auch in verschiedene Richtungen spekulieren können."

Fazit: Zu läppische Hinweise würden das Mitraten zunichtemachen, bewusste Irreführungen vergraulen aber die Fans.

Das Promi-Rateteam

Ruth "Sherlock" Moschner überzeugte schon in der ersten Staffel mit ihren irren Theorien zu den Kandidaten, Rea Garvey , der in der allerersten "Masked Singer"-Folge als Gast auftrat, steht ihr in der zweiten Season dauerhaft zur Seite. Der wechselnde Jurygast ist geblieben. In der letzten Folge konnte besonders Bülent Ceylan, "Masked Singer"-Kandidat der ersten Stunde, mit spontanen Gags und schlüssig argumentierten Theorien glänzen.

Das "The Masked"-Singer Rateteam: Ruth Moschner und Rea Garvey.
Das "The Masked"-Singer Rateteam: Ruth Moschner und Rea Garvey.Bild: ProSieben/Willi Weber

Und Moschner avanciert nach und nach zum Dieter Bohlen der ProSieben-Show. Was nicht heißen soll, dass sie garstig gegenüber den Kandidaten wird – im Gegenteil. Aber sie nimmt ihren Job sehr, sehr ernst. So wird sie nicht müde, in den Live-Shows ausführlich zu erklären, welchen verdächtigen Promis sie nun auf Instagram folgt, was sich in ihren VIP-Whatsapp-Gruppen tut und mit wem sie am vergangenen Sonntag ein virtuelles Brunch-Date hatte. Kurz: Ruth kennt sie alle und wen Ruth nicht kennt, der ist auch kein Promi.

Und es scheint, als hätte sich das Promi-Rateteam bereits zu früh in der Staffel auf bestimmte Namen festgelegt. So ist es anhand der Indizien immer wahrscheinlicher, dass Gregor Meyle im Drachenkostüm steckt, auch sein enger Freund Rea Garvey ist davon überzeugt.

Und Moschner? Die hatte sich erst auf Sportler Matthias Steiner, dann aber ebenfalls auf den Sänger eingeschossen, nur um in Folge vier dann aber doch zurückzurudern und plötzlich zu erklären: "Das war sensationell und ging direkt ins Herz. Und er hat so schöne Beine. Ich bin bei Max Giesinger." Huh? Die Beine des Drachen hatte sich in ihrer ganzen Pracht schließlich auch die Wochen davor bewundern dürfen. So liegt nahe, dass die neuen Prominamen die Spannung nur weiter herauszögern sollen, wo sich doch zuvor bereits alle geeinigt hatten.

Kann man machen – oder auch einfach versuchen, die gezeigten Indizien mit der vermuteten Person besser in Einklang zu bringen.

ProSieben zeigt "The Masked Singer" immer dienstags um 20.15 Uhr.

(ab)

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