Die deutsche Erfolgsserie "Dark" hat seit Freitag eine zweite Staffel auf Netflix. Die Mystery-Serie um den 17-jährigen Jonas Kahnwald (Louis Hofmann) begeisterte mit der ersten Staffel weltweit die Fans. Was die Serie so erfolgreich gemacht hat, verriet uns der Hauptdarsteller bereits im ersten Teil des Interviews.
watson.de: In "Dark" geht es um nichts Geringeres als die Apokalypse, die die Menschheit fast vollständig ausrottet. Ist sie eine Analogie für die viel besprochene Klimakatastrophe in unserer Zeit?
Louis Hofmann: Die Parallelen waren ursprünglich nicht unbedingt so beabsichtigt, aber sind jetzt doch erschreckenderweise klar erkennbar.
Die Serie sagt: Wenn wir nicht anfangen, Dinge anders zu tun als bisher, dann treten die vorausgesagten Horrorszenarien ein. Beim Thema Atomkraft tue ich mich allerdings schwer: Die kürzlich erschienene Serie “Chernobyl” zeigt das Schrecklichste des Schrecklichen, das passieren kann.
Atomkraft ist ja offensichtlich problematisch und trotzdem steht die Frage im Raum, ob man an Atomkraft festhalten sollte, um den CO2-Ausstoß zu senken, um wiederum Klimaziele erreichen zu können. Dafür wurde Greta Thunberg angegriffen, als sie das so ähnlich mal gesagt hat. Deshalb weiß ich gerade nicht, ob man alle Atomkraftwerke abstellen sollte.
Aber wenn wir nicht handeln...
... genau, wenn wir nicht langsam aufwachen, dann wird diese Dystopie zur Wirklichkeit. Ich glaube, die Reflektion findet schon bei jedem Einzelnen statt, aber es braucht Hilfe aus der Politik.
Jonas Kahnwald erinnert mich an Greta Thunberg und Greta Thunberg an Jonas Kahnwald. Beide wollen die Welt vor dem Untergang retten.
Kahnwald ist ebenfalls die junge Person, die versucht, alle zu retten, stimmt. Und die Gegner in der Zukunft (der Serie) sind manipuliert worden und glauben, in das Paradies geführt zu werden, obwohl sie auf die Apokalypse zusteuern.
Louis Hofmann ist 23 Jahre alt und ebenfalls seit seiner Jugend eine Person des öffentlichen Lebens. Dass seine Filmrolle Jonas Kahnwald für den gelben Regenmantel bekannt ist, den auch Greta Thunberg trägt, ist reiner Zufall. Vor dem Gespräch mit watson war dem Schauspieler die Parallele nicht bewusst.
Was können wir gegen den Klimawandel tun?
Plastik vermeiden ist ja mittlerweile zum Trend geworden – und wie super, dass das ein Trend ist! Es wird weniger geflogen, ich habe mir beispielsweise vorgenommen, nicht mehr im Inland zu fliegen. Aber wenn wir von der Politik zum Beispiel keine CO2-Steuer bekommen, wenn weiterhin Kohle abgebaut wird, dann wird es uns einfach schwer gemacht.
Es liegt also an uns?
Auch. Wenn wir auf gewisse Sachen einfach verzichten müssten, dann wäre der Klimaschutz viel einfacher. Stattdessen wird an die Wirtschaft gedacht, obwohl ganz klar ist, dass Wirtschaft so nicht mehr funktionieren kann. Insbesondere wenn die 2-Grad-Grenze überschritten wird und der Schaden irreversibel ist.
Du wirkst wütend.
Mich ärgert, wie man sich noch über 90.000 Flüchtlinge beschweren kann, die dieses Jahr gekommen sind, wenn doch klar ist, dass Hunderte Millionen Flüchtlinge kommen werden, wenn Afrika nicht mehr richtig bewohnbar ist, weil keine Flächen mehr bepflanzt werden können.
Bei wem siehst du die Verantwortung?
Ich verstehe einfach nicht, wie man so ignorant sein kann wie beispielsweise junge CDU-Politiker, bei denen man denkt: “Du hast so 'ne Plattform, du bist in allen Talkshows, du bist 26, das ist die große Chance, da könnte man wirklich was erreichen und Leute bewegen”. Und dann hörst du diesem Menschen zu und schlägst die Hände vors Gesicht.
Deswegen sollte "Dark" als angstmachendes Horrorszenario unserer Zukunft gesehen werden. Auch wenn es ursprünglich so nicht angedacht war.