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Tim Oliver Schultz in der Schule gehänselt: "Habe keine wirklich gute Zeit gehabt"

ARCHIV - 28.06.2019, Bayern, M
"Club der roten Bänder"-Star Tim Oliver Schultz spielt nun im Netflix-Film "Freaks" mit.Bild: dpa / Tobias Hase
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Tim Oliver Schultz gesteht: "Habe keine wirklich gute Zeit in der Schule gehabt"

02.09.2020, 16:0203.09.2020, 15:43
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Spätestens seit der gefeierten Vox-Serie "Club der roten Bänder" zählt Tim Oliver Schultz zu den aktuell gefragtesten Schauspielern. Er spielt in zahlreichen Kino- und Fernsehfilmen mit und ist jetzt auch in der Netflix-Produktion "Freaks – Du bist eine von uns" in einer Hauptrolle zu sehen.

In dem am 2. September weltweit startenden Film spielt Tim Oliver Schultz an der Seite von Cornelia Gröschel und Wotan Wilke Möhring. Das deutsche Sci-Fi Drama dreht sich um lange unterdrückte übernatürliche Fähigkeiten und eine riesige Verschwörung.

Mit watson sprach Tim Oliver Schultz über seine Rolle als "Superheld" Elmar, übernatürliche Fähigkeiten, die größten Freaks der heutigen Zeit und seine eigene nerdige Eigenschaft. Und er gibt einen Einblick in die Zeit, in der er nicht der gefeierte, allseits beliebte Schauspieler war.

watson: Welche Superkraft würdest du dir für dich selbst wünschen?

Tim Oliver Schultz: Natürlich die Elektrizität kontrollieren.

Tatsächlich?

Ja, jeder, der länger darüber nachdenkt, wird auf genau das Gleiche kommen. Unsichtbarkeit oder das alles, das ist wirklich Quatsch. Wenn du die Elektrizität kontrollieren kannst, kannst du die moderne Welt kontrollieren. Die Gadgets, die du haben kannst, sind unerschöpflich, denn je weiter sich die Welt entwickelt, desto mehr elektrische Gadgets wird es geben.

Und wofür würdest du diese Superkraft dann einsetzen?

Ich würde sie einsetzen, um die Welt zu verbessern, um die erneuerbaren Energien an den Start zu bringen oder die Anwendbarkeit der erneuerbaren Energien voranzutreiben und größer zu machen. Oder um den Hunger auf der Welt zu stillen. Ich würde wahrscheinlich erst mal im Kleinen anfangen, mich aber dann mit einem wahnsinnig kreativen und viel schlaueren Team auseinandersetzen. Zusammen würden wir dann überlegen, wie man meine Elektrizität optimal einsetzen kann.

"Ich war immer sehr klein früher und wurde gehänselt."

Im Film wirst du als Außenseiter dargestellt, hast du ebenfalls Erfahrungen damit?

Nee, ich war immer der Sunnyboy, wahnsinnig beliebt und erfolgreich – nee, ist natürlich Quatsch. Ich habe mal in einem Interview erzählt, dass ich in der Grundschule gemobbt wurde und ein paar Tage später dachte ich, ich spinne. Da stand auf irgendeiner Zeitschrift vorne drauf: "Tims Horror-Zeit" und "Er ging durch die Hölle".

Und wie war es dann?

Ich war immer sehr klein früher und wurde gehänselt. Ich habe mich damals zwar gewehrt, wurde aber weiter geärgert. In der Schulzeit hatte ich, ehrlich gesagt, nicht so viele Freunde. Ich habe immer mit meiner Cousine abgehangen und hatte einen besten Freund. Auch in der Oberstufe hatte ich nicht so viel mit den anderen Schülern zu tun. Ich habe immer mehr mein Ding gemacht.

War das für dich problematisch? Wie bist du damit umgegangen?

Irgendwann habe ich angefangen, das Beste daraus zu machen und bin Schulsprecher geworden. Ich habe keine wirklich gute Zeit in der Schule gehabt, bis ich in der zehnten Klasse dann mal gesagt habe, "Okay, ich nehme mein Schicksal nun selbst in die Hand".

Tim Oliver Schultz
Tim Oliver Schultz spielt in der Netflix-Produktion "Freaks" mit.Bild: watson

Wie haben die Leute damals auf dich reagiert? Hast du an Beliebtheit hinzugewonnen oder hielten sie dich dann erst recht für den Nerd?

Ich würde nicht sagen, dass ich an Beliebtheit hinzugewonnen habe. Ich habe mir einfach eine gute Zeit gemacht, habe Gelder von der Schule verwaltet, Partys organisiert, den Valentinstag veranstaltet – einfach Spaß gehabt und das Beste daraus gemacht. Aber ich habe keine Freunde dazugewonnen. Wobei ich mit den jüngeren Kids immer ganz gut konnte. Das hört sich so negativ an, aber ab der zehnten Klasse war es cool.

"Ich bin jetzt nicht der Typ, der Frauen, die ihn beeindrucken, wahnsinnig gut ansprechen kann."

Was ist denn deine nerdigste Eigenschaft oder Leidenschaft?

Ich koche sehr gerne und wenn ich gekocht habe, dann möchte ich, dass die Leute am Tisch sitzen. Es nervt mich immer, wenn man gekocht hat und die Leute noch rumlaufen, sich nicht zum Essen hinsetzen. Da bin ich vielleicht ein bisschen nerdig. Die Leute sollen jetzt nicht dasitzen und mir sagen, wie lecker es schmeckt, sondern den Prozess wertschätzen.

Im Film geht deine Rolle Elmar sehr forsch bei seiner Angebeteten vor, um sie von sich zu überzeugen. Das kommt ja nicht so gut an. Wie ist das bei dir? Bist du da auch eher forsch unterwegs?

Ich geh auch hin, zeige ihr ein Bild von mir, ihr und einem Baby und sage: "Du, ich – Zukunft." Nee, natürlich nicht. Ich bin jetzt nicht der Typ, der Frauen, die ihn beeindrucken, wahnsinnig gut ansprechen kann. Da bin ich nicht richtig geschult drin. Das Kennenlernen ergibt sich meistens einfach.

Darum geht's in "Freaks – Du bist eine von uns":
Eigentlich führt Wendy (Cornelia Gröschel) ein ganz durchschnittliches Leben in der Vorstadt. Als die Restaurantmitarbeiterin unerwartet auf Außenseiter Marek (Wotan Wilke Möhring) trifft, macht sie eine verrückte Entdeckung: Sie hat übernatürliche Kräfte, die allerdings bislang durch Medikamente unterdrückt wurden. Nach und nach lernt Wendy, mit ihren Fähigkeiten umzugehen und sie für sich zu nutzen. Doch Wendy ist nicht die einzige mit übernatürlichen Kräften. Auch ihr Kollege Elmar (Tim Oliver Schultz) hat eine bislang unentdeckte "Superkraft". Sind die drei womöglich zu etwas Größerem bestimmt? Als dann aber die geplante Heldentat zur Katastrophe wird, kommen in Wendy Zweifel auf: Bergen ihre Fähigkeiten am Ende doch nur Gefahren für die Allgemeinheit?

Also anders als bei Elmar…

Bei Elmar ist es aber ja die Power, die ihn beflügelt und ihm die Kraft gibt, ihr seine Liebe zu gestehen. Wenn er nicht diese Superpower an sich entdeckt hätte, dann würde er sie wohl auch eher mal auf ein Bier einladen. Es ist völlig klar für ihn, dass es für sie beide weitergehen muss, dass er mit ihr eine neue Spezies gründen und sie zusammen die Welt retten müssen.

"Ich bin Optimist und ich glaube an das Gute und daran, dass wir Menschen im Grunde etwas Gutes wollen."

Glaubst du, dass die Menschheit eher dazu neigt, solche Superkräfte schlecht zu nutzen, wie beispielsweise Elmar im Film, oder kann da vielmehr auch etwas Positives bei rumkommen?

Die Frage ist erstmal, was ist eine Superkraft? Es gibt Menschen, die sind wahnsinnig intelligent und haben einen doppelt so hohen IQ wie die meisten, machen damit brillante Sachen und schaffen es, ihre Fähigkeiten super einzusetzen. Und dann gibt es irgendwelche komischen Genies, die sehr, sehr schlau sind und es für Blödsinn einsetzen. Ich glaube, es gibt immer beides. Wenn da jemand mit einer Elektrizität-Superkraft daherkommt, dann braucht es einen sehr gesunden Geist und Erdung, um damit etwas Gutes anzustellen. Ich bin Optimist und ich glaube an das Gute und daran, dass wir Menschen im Grunde etwas Gutes wollen.

Wer ist für dich der größte Freak, der aktuell in der Medienlandschaft herumläuft?

Ich neige dazu, Trump zu sagen, weil der angeblich der einflussreichste Mensch der Welt ist, der nicht nur vom Äußeren und von allem, was er von sich gibt, ein krasser Freak ist. Aber hier geht es ja um den Film "Freaks" und da will ich ihn nicht einreihen. Also vielleicht ein positiver Freak: Greta Thunberg. Im Sinne von Superheld. Die setzt sich ein und kämpft für etwas. Greta ist cool. Sie würden wir aufnehmen.

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