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Mutiger Schritt von Harry und Meghan: Das Enthüllungsinterview war überfällig

This image provided by Harpo Productions shows Prince Harry, left, and Meghan, Duchess of Sussex, speaking about expecting their second child during an interview with Oprah Winfrey. "Oprah with M ...
Harry und Meghan haben im Interview mit Oprah Winfrey am 7. März gleich mehrere Bomben platzen lassen.Bild: ap / Joe Pugliese
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Mutiger Schritt von Harry und Meghan: Das Enthüllungsinterview war überfällig

09.03.2021, 15:2810.03.2021, 15:23
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Das große Enthüllungsinterview von Oprah Winfrey mit Harry und Meghan hat erwartungsgemäß gigantische Wellen geschlagen. Meghan erhob Rassismus-Vorwürfe und erzählte, dass vor Archies Geburt Bedenken im Hinblick auf die Hautfarbe des Babys geäußert wurden. Zudem berichtete sie von eigenen Suizid-Gedanken, weil sie sich vom Königshaus nicht gegen die Berichterstattung der Yellow Press beschützt fühlte.

Die internationalen Reaktionen auf das Gespräch könnten kaum gespaltener sein, doch gerade in Europa scheint es, als würden sich viele Beobachter mal mehr, mal weniger direkt auf die Seite des Königshauses schlagen. Viele sehen zum Beispiel einen Widerspruch darin, dass Meghan sich einerseits über die Aufmerksamkeit der Medien beschwert, andererseits nun dieses große Interview gebe. Andere meinen: Sie wusste, worauf sie sich einlässt, als sie in die Familie einheiratete. Mitgefühl daher: Fehlanzeige!

Knapp vier Jahre nach dem Entstehen von #MeToo und einer damit verbundenen neuen Frauenbewegung gibt das durchaus zu denken. Hieß es nicht immer wieder auch, man solle Frauen zuhören und Anschuldigungen ernst nehmen, wenn sie sich diskriminiert fühlen?

Harry und Meghan: Das Recht auf Freiheit

Vor allem auf der Insel betrachten zahlreiche Adelsexperten und auch diverse Prominente das Enthüllungsinterview skeptisch. Star-Moderator Piers Morgan wetterte zum Beispiel bereits vor der Ausstrahlung: "Das ist eine absolute Schande". Später legte er nach: "Ihre Wahrheit, nicht unbedingt die Wahrheit."

Royal-Kenner überboten sich schließlich mit Begriffen wie "selbstverliebt" und "egoistisch" teilweise gegenseitig. Natürlich, der Palast ist in Großbritannien eine Institution und vielen Menschen offenbar nach wie vor sehr wichtig. Aber muss sein Ansehen deshalb um jeden Preis verteidigt werden? So mancher scheint dazu jedenfalls bereit zu sein.

Meghan auf der anderen Seite war durch die Hollywood-Serie "Suits" schon ein Star, bevor sie Harry heiratete. Sie tritt selbstbewusst auf, hat ihren eigenen Kopf und vor allem keine Lust, sich ihr Leben von den Regeln des Königshauses diktieren zu lassen. Traditionalisten ist sie damit natürlich ein Dorn im Auge.

So sollte niemand langfristig leben müssen

"Dies und jenes kannst du nicht machen, wie würde das aussehen? Ich habe damals in vier Monaten zweimal das Haus verlassen und trotzdem wurde mir gesagt, ich sei überall", lautet eine Aussage der Herzogin aus dem Interview. So sollte kein Mensch auf lange Sicht leben müssen, ganz egal, wo – das gilt auch abseits der Rassismus-Vorwürfe, die Meghan ja ebenfalls noch äußerte.

Die Behauptung, die 39-Jährige würde sich als Opfer aufspielen, geht einigen Beobachtern gerade dennoch leichter über die Lippen als das Eingeständnis, dass zumindest einzelne Facetten des Royal-Kodex überhaupt nicht zeitgemäß sind. Harry wurde in diese Welt voller Einschränkungen hineingeboren und besitzt jedes Recht, sich von ihr zu lösen.

Vielleicht hat "Everybody's Darling" William es irgendwie verkraftet, nicht wie jeder junge Mensch Fehler machen und auch mal über die Stränge schlagen zu dürfen, aber niemand sollte Harry dafür verurteilen, frei sein zu wollen.

"Ich war gefangen im System. Bis ich Meghan kennenlernte" – dass es so lange dauerte, bis der 36-Jährige zu dieser Erkenntnis kam, verwundert eigentlich sogar.

Was Meghan betrifft: Sie kann sich nicht aussuchen, in wen sie sich verliebt. Sicher hätte sie die Konflikte bei nüchterner Wertung absehen können, aber dafür, dass sie die obligatorische Bindung an den Palast aus Liebe zu Harry zunächst trotzdem einging, verdient sie eher Respekt als nachträgliche besserwisserische Bemerkungen. Lady Di vereinsamte am Hof, ihr tragisches Schicksal ist bekannt und das Königshaus hatte (genau wie die Öffentlichkeit) genug Zeit, um daraus zu lernen.

Man könnte sagen: Jetzt zerstören Harry und Meghan eigentlich nur, was sie zerstört hat. Es ist wie der längst fällige Ausgleich in einem einseitigen Fußballspiel. Nachfolgende Generationen (zunächst und besonders ihre eigenen Kinder) werden dem Paar vermutlich dankbar für diesen Schritt sein.

Meghan und Harry zeigen Mut

Adelsexperte Jürgen Worlitz schätzte die Situation gegenüber watson wie folgt ein: "Ich würde das Interview als Katastrophe für Meghan und Harry schlechthin bezeichnen. Es ist wie eine klassische Tragödie: Alles, was in Zukunft gemacht wird, wird nie wieder aus dieser Geschichte herausführen."

Australian newspapers report in Sydney, Tuesday, March 9, 2021, on an interview of The Duke and Duchess of Sussex by Oprah Winfrey. (AP Photo/Rick Rycroft)
Die Zeitungen überschlagen sich wegen Meghan und Harry.Bild: ap / Rick Rycroft

Sicherlich wird noch lange über den Auftritt gesprochen werden und womöglich kleben die darin getätigten Aussagen für immer an Harry und Meghan. Die beiden sind jedoch nicht naiv, sondern haben genau das wohl in Kauf genommen.

Die falsche Harmonie mit der Familie aufrechterhalten oder eine Wahrheit aussprechen, die noch immer viel zu wenige hören wollen? An der Stelle hat das Paar in jedem Fall die mutigere von beiden Entscheidungen gefällt.

An Harry und Meghan zeigt sich wieder einmal: Es ist möglich, in Ruhm und Wohlstand zu leben und sich trotzdem miserabel zu fühlen. Darüber im Grunde nicht einmal sprechen zu dürfen, macht es freilich noch schlimmer. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Meghan ein großes US-Interview bereits seit 2018 plante, was der Palast aber verhinderte. Ihr jetziger Triumph sei ihr umso mehr gegönnt.

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