Er ist ein DJ-Superstar, in den Clubs feiert er mit Tausenden, auf Instagram folgen ihm Hunderttausende – doch im Talk mit Markus Lanz zeigte sich Felix Jaehn ungewohnt offen. Bestens gelaunt führte Jaehn außerdem Moderator Lanz erst einmal eiskalt aufs Glatteis.
Lanz eröffnete das Gespräch mit einem Konzertfoto, das Jaehn vor Tausenden Zuschauern zeigt. Lanz: "Wo war das, Felix?"
Jaehn konnte sich das Lachen da nicht verkneifen: "Das war beim Sputnik Spring Break Festival auf der Halbinsel Pouch. Das haben wir nämlich beim letzten Mal, als ich hier war, besprochen."
Peinlich, peinlich: Ein Moderator und eine Redaktion, die sich offensichtlich nicht an ihre Gäste erinnern können. Lanz versuchte zu retten: "Das stimmt. Ich erinnere mich an das Foto, aber ich wusste nicht mehr, wo es ist."
Jaehn wunderte sich: "Aber das ist doch kein Zufall, dass das das gleiche Foto ist." Lanz wand sich raus: "Weil es so wahnsinnig beeindruckend ist. Ehrlich gesagt, holen wir das Foto nur deswegen raus, weil ich mich frage, ob es da Parallelen gibt."
Jaehn nahm Moderator Lanz an dem Abend nicht so ganz ernst. Als Jaehn ihm berichtete, wie er mit Freunden seinen ersten Song im Radio gehört hatte, kommentierte Lanz bedeutungsschwanger: "Und seitdem ist nichts mehr wie es war..."
Jaehn lachte: "Doch schon, ich bin ja immer noch Felix, ich hab noch dieselben Freunde – es sind neue dazugekommen, ein paar sind gegangen."
Im weiteren Gespräch sprach Jaehn dann über den harten Tour-Alltag des DJ-Lebens: "Das sind riesig große Kontraste, das sind auch Reizüberflutungen." Auf der Bühne sei er einsam – die Fans im Publikum nehme er bei seinen Auftritten gar nicht so richtig war: "Das sind so schreiende Pünktchen, man sieht keine Augen, man sieht keine Menschen." Jaehn sprach von einem "emotional-abstrakten" Leben.
Der Superstar vermisse das Gefühl der Normalität, gestand er bei Lanz. Manchmal arbeite Jaehn vier Wochen am Stück ohne Pause.
Ein Schicksal wie das des im vergangenen Jahr verstorbenen Avicii sieht Jaehn für sich aber nicht: "Ich habe Freunde und Familie, die gut auf mich aufpassen." Vor einigen Jahren hatte Jaehn noch gesundheitliche Probleme, mit denen er schwer zu kämpfen hatte. Er habe jeden Tag Schmerzen gehabt. Doch mit Yoga und Sport sei es ihm wieder besser gegangen. Heute meditiere er jeden Tag.
Schon als Kind habe Jaehn immer wieder das Gefühl gehabt, die Kontrolle zu verlieren. Dann kam Jaehn auf seine Bisexualität zu sprechen, im vergangenen Jahr hatte sich der Musiker geoutet. Viele Jahre habe er mit sich gekämpft, berichtete er.
Doch bald erkannte er: "Wenn ich glücklich sein will, muss ich 100 Prozent authentisch und ich selbst sein."
"Ich habe noch keine klare Tendenz, ich weiß nicht, ob die je kommt. Das schwankt: Mal ist es so, mal ist es so." Aber auch das Nicht-Festlegen sei für ihn in Ordnung.
(pb)