ARD-Programmdirektor Volker Herres hatte sich mit seinem umstrittenen Interview vom Juni dieses Jahres keine Freunde gemacht. Im Gespräch mit der "Bams" hatte der 62-Jährige erklärt, ihm falle kein weibliches Pendant zu beispielsweise Kai Pflaume ein. "In der Showunterhaltung trifft man nicht viele Frauen an", sagte Herres und bedauerte dies. Falls er jemanden übersehen habe, dürfe man sich aber gerne bei ihm melden, fügte er hinzu.
Für diese Aussagen stieß der Medienmann auf reichlich (prominenten) Gegenwind. Satirikerin Carolin Kebekus geigte Herres, der auch für ihren Bereich verantwortlich und somit quasi einer ihrer Chefs ist, ausgerechnet in ihrer ARD-Show die Meinung.
Auch ARD-Vorsitzender Tom Buhrow hat sich nun zu dem vermeintlich sexistischen Statement seines Kollegen geäußert. Im Interview mit dem Fachmagazin "Journalist" gestand der Medienmacher und Moderator, der seit einem halben Jahr auch Intendant des WDR ist, dass in den ersten sechs Monaten seiner Amtszeit keineswegs alles reibungslos lief.
Über Volker Herres' Aussage über die weibliche Show-Kompetenz innerhalb des Senders erklärte Buhrow:
Wie das Branchenmagazin "Dwdl" weiter aus dem Gespräch zitiert, hätte Herres Buhrows Auffassung nach mittlerweile klargestellt, dass er seine Aussagen gar nicht so gemeint habe, wie sie ursprünglich aufgefasst worden war. Auch ein ARD-Sprecher hatte watson zu Herres' strittiger Interview-Passage erklärt: "Herr Herres nimmt die genannten Frauen nicht nur wahr, sondern schätzt auch ausnahmslos ihre Arbeit."
Weiter sagte Kollege Buhrow: "Unterm Strich zählt doch, was wir machen." Und das wäre bei der ARD hinsichtlich der Gender-Politik? Aus fünf habe man drei Talkshows gemacht, so Buhrow, zwei davon würden von Frauen moderiert. Hiermit meint er wohl "Anne Will" und "Maischberger. Die Woche". Insgesamt könne man "sich sehen lassen". Der ARD-Mann:
Und wie schaut es bezüglich der Diversität in der gesamten Sendergruppe aus? Den WDR nennt Tom Buhrow diesbezüglich das "Flaggschiff". Er führt aus: "Frau Piel war meine Intendantin, ich hatte eine Chefredakteurin, ich hatte eine Hauptabteilungsleiterin, als ich Auslandskorrespondent war. Ich hatte wirklich viele weibliche Chefs. Das war für mich kein Unterschied. Es gibt nur gute und schlechte Chefs."
Auch heute sei die Hälfte seiner Geschäftsleitung weiblich. Auch der rbb, Radio Bremen und der MDR gehen übrigens mit gutem Beispiel voran, haben jeweils eine Intendantin an ihrer Spitze. Von den insgesamt elf ARD-Anstalten sind es aber nach wie vor nur drei, die einer Frau die Führung anvertrauen.
(ab/mit ots)