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Bushido über Panikattacken und Depressionen: "Die Zeit vor Gericht nagt an meinen Kräften"

Bild-Motiv: Bushido Berlin den 25.01.2021 09.30 Strafkammer 38, Saal 500 Delikt: versuchte schwere raeuberische Erpressung, Freiheitsberaubung, gefaehrliche Koerperverletzung, Noetigung, Beleidigung,  ...
Bushido tritt als Zeuge und Nebenkläger vor dem Berliner Landgericht auf.Bild: imago images/Olaf Wagner
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Bushido über Panikattacken und Depressionen: "Die Zeit vor Gericht nagt an meinen Kräften"

24.03.2021, 17:0821.06.2021, 16:06
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Mittlerweile startete der 29. Prozesstag gegen Arafat Abou-Chaker und drei seiner Brüder vor dem Landgericht Berlin. Am vergangenen Montag sprach Bushido über den angeblichen Drogenkonsum von dem Angeklagten Yasser. Der Rapper meinte, der 39-Jährige habe wegen eines Drogenproblems Ärger mit Arafat bekommen. "Auf Knopfdruck konnte er aber ein unangenehmer Typ werden", so Bushido. Ob der Einfluss von Rauschgift dabei entscheidend gewesen sei, konnte Bushido nicht sagen.

Bisher ungeklärt war auch die Frage des Vorsitzenden Richters, wie es sein könne, dass einer der wichtigsten Zeugen, Veysel K., vor Kurzem abgeschoben wurde. Die Staatsanwältin Petra Leister erklärte, dass sie mit der Abschiebung nicht befasst sei und dies nun klären müsse. Nachdem sie dann in der Verhandlung am Montag Genaueres zu Bushidos "Stern"-Interview vom September 2018 und zu seinen ersten Aussagen bei der Polizei nach dem Bruch mit Arafat wissen wollte, war nun am Mittwoch die Verteidigung mit ihren Fragen dran.

Darum geht es im Prozess
Laut Anklage soll es zu Straftaten gekommen sein, nachdem Bushido 2017 die geschäftlichen Beziehungen auflösen wollte. Abou-Chaker habe dies nicht akzeptieren wollen und von Bushido eine Millionen-Zahlung sowie die Beteiligung an dessen Musikgeschäften für 15 Jahre gefordert, heißt es in der Anklageschrift. Der Rapper sei bedroht, beschimpft, eingesperrt und verletzt worden. Die Brüder im Alter von 39, 42 und 49 Jahren sind als Gehilfen oder Mittäter angeklagt.

Welche Rolle spielte Alkohol?

Mit den Worten "Wenn nichts zu klären ist, können wir gleich mit Herrn Ferchichi weitermachen", eröffnete der Vorsitzende Richter die Verhandlung. Die Verteidigung bekam dann die Möglichkeit, verschiedene Fragen zu stellen. Dabei ging es unter anderem um den geschilderten Streit mit Arafat, der aufgrund eines möglichen Zaunbaus in Kleinmachnow stattgefunden habe. Und auch das Thema Alkohol war wieder ein Thema und zwar, inwiefern Arafat aus religiösen Gründen mit dem Konsum aufgehört habe. Irgendwann seien Lokale gemieden worden, wo Genussmittel ausgeschenkt worden seien, erzählte Bushido. Das habe ihn allerdings nicht gestört. "Ich trinke nicht, das hat mit meiner Kindheit und mit meinem Vater zu tun", so der 42-Jährige.

Im Anschluss daran ging es um Gesprächsmitschnitte, auf denen auch Bushido zu hören sei. "Ich wusste gar nichts von den Aufnahmen, es war für mich ein Schock", meinte er. Es musste geklärt werden, ob Bushido der Verwertung vor Gericht zustimmt. Seine eigene mögliche Strafbarkeit sei für die Entscheidung nicht der Grund, davor habe er keine Angst, sagte der Rapper. Die Gespräche wurden schließlich nicht im Gerichtssaal vorgespielt oder inhaltlich weiter thematisiert.

"Muss ich dazu was sagen?"

Lauter im Saal wurde es dann, als die Verteidigung Details zu einem Managementvertrag erfahren wollte. Bushido sprach mit seinem Anwalt und wurde dann unterbrochen. "Entschuldigung, ich bin auch Zeugenbeistand. Ich habe gesagt, das hat er schon gesagt", raunte Bushidos Anwalt. Auch zu Fragen eines möglichen Versicherungsdelikts im Zusammenhang mit einem Armband blieb Bushido wortkarg: "Muss ich dazu was sagen? Ich habe bis heute keine Kenntnis darüber."

Der Rapper sprach dann auch noch mal über seine Verbindung zum "Bild"-Reporter Peter Rossberg, der ein "sehr guter Freund" von ihm sei. Mit ihm und seiner Frau Anna-Maria habe er auch besprochen, dass er einen guten Anwalt bräuchte, gab er an. "Ich kannte Herrn Tzschoppe nicht persönlich, er wurde mir von Peter Rossberg empfohlen", erklärte Bushido über seinen heutigen Rechtsbeistand. Alle Anwälte, die er bisher gekannt habe, seien im Saal anwesend – auf der Seite der Abou-Chakers. Mit der Behörde habe er allerdings nie über sowas gesprochen. "Im Januar 2019 haben die Maßnahmen begonnen. Das hätte ich mich nicht getraut", so der Rapper.

"Da müssen Sie meine Frau fragen"

Die Verteidigung sprach weiter über einen Trailer zur Bushidos Doku, der im März auf seinem Instagram-Kanal veröffentlicht wurde. Dort berichtete Anna-Maria lachend von cholerischen Anfällen ihres Mannes. Auf die Frage, ob er denn cholerisch sei, sagte der Musiker: "Da müssen Sie meine Frau fragen, ich würde nein sagen." Genauso verneinte er die Frage, ob er in der Vergangenheit Personen mit Arafat eingeschüchtert habe: "Ich habe nie Menschen mit Arafat gedroht, das ist Bullshit. Niemals, so ein Quatsch, hören Sie auf damit. Nein, habe ich nicht."

Bushido spricht über seine psychischen Probleme

Der Richter wollte nach den Fragen der Verteidigung von Bushido wissen: "Wie geht es Ihnen heute?" Nach dieser Frage sprudelte es aus dem Rapper heraus: "Wie es mir geht, fragt einer nicht oft. Ich bin noch in psychologischer Behandlung. Es geht, ich bin ein bisschen zwiegespalten. Die Zeit vor Gericht nagt an meinen Kräften. Ich sehe den Psychologen zwei Mal die Woche. Der Akku ist leer." Auch die angeblichen Vorfälle im Januar 2018 würden ihm heute noch zusetzen: "Mich beschäftigt das noch immer. Ich würde gerne, dass das hinter mir liegt, ich mich nicht mehr damit befassen muss. Das nagt an mir."

"Ich muss mich meinen Fehlern stellen"

Die Anfeindungen der Szene nehme er hingegen gelassen. Anders sehe es mit seinem psychischen Befinden aus. "Ich habe seit September letzten Jahres Panikattacken." Doch schon seitdem er ein Teenager sei, hätte er mit Angstzuständen zu kämpfen. Nun sei es wieder häufiger. "Montag vor der Unterbrechung hatte ich eine Panikattacke", so der Rapper. Besonders schwierig dabei sei der Umstand, dass er über viele persönliche und private Dinge vor Gericht spreche: "Eheprobleme mit meiner Frau, Scheinehe, Ermittlungen, das ist auch anstrengend. Ich muss über meine eigenen Fehler sprechen, ich muss mich selbst meinen Fehlern stellen." Er wolle jedoch bis zum Ende "erhobenen Hauptes durchhalten", sagte er.

Bushido beschreibt Panikattacke

Vergangenen Samstag habe er seine letzte Panikattacke bei sich zu Hause gehabt. Sein rechter Fuß sei taub gewesen, er habe keine Ruhe bekommen, Herzrasen habe eingesetzt, berichtete er. Sonst sei er mit Anna-Maria in solchen Situationen spazieren gegangen, nun gehe das aber nicht mehr so ein-fach. "Ich dachte, alles klar, Schlaganfall." Er habe gesagt, die Feuerwehr könne schon mal angerufen werden. Doch dabei handelte es sich eben um eine Panikattacke. Medikamente zur Milderung der Symptome nehme er übrigens nicht ein, erklärte er weiter: "Ich habe in meinem ganzen Leben keine Psychopharmaka genommen, noch nicht mal Schlaftabletten."

Wohl auch wegen dieser psychischen Zustände habe er aufgehört, Drogen zu nehmen. "Ich habe Zwangsverhalten, das gestehe ich mir auch ein", gab er offen zu. Die gesundheitliche Situation in der Zeit mit Arafat schilderte er neben Migräne und seinen Panikattacken wie folgt: "Ich bin aus meinem Tourzimmer nicht rausgekommen. Im Endeffekt habe ich keinen Bock auf ihn gehabt. Die psychische Belastung war permanent."

"Ich konnte nicht mehr"

Zudem sprach Bushido auch über Essstörungen und Depressionen: "Ich habe an einem Tag einfach nichts gegessen. Das war stressbedingt vor Auftritten. Die Migräne wurde intensiver." Persönlichen Schicksalsschläge, wie der Verlust seiner Eltern oder Ermittlungen gegen ihn hätten dabei eine Rolle gespielt. "Dann hat man realisiert, dass man sich in einer bedrohlichen Situation befindet, unerträglich", so der Rapper. Er habe nicht aufstehen wollen. "Ich konnte nicht mehr", gab er an. Wenn er den Namen Arafat auf seinem Handy gesehen habe, soll er Bauchschmerzen bekommen und mit dem Entgegennehmen des Anrufs gewartet haben.

Über seine Zukunftspläne konnte Bushido noch nichts Konkretes sagen, als die Beisitzende Richterin ihn danach befragte. "Mich mit dieser Frage zu beschäftigen, ist deprimierend." Er würde sich voll und ganz auf den Prozess konzentrieren, habe aufgrund dessen bereits sein Album verschoben. Er halte sich an die Corona-Regeln, auch ein Malediven-Urlaub komme für ihn nicht infrage. "Wir haben ganz viel darüber gesprochen, wie es weitergeht", gab er an. Das Geld für eine Auswanderung, beispielsweise nach Bolivien, hätte er, jedoch betonte der Künstler: "Es gibt keinen Plan, außer, hier wieder zu erscheinen." Am 12. April findet dann der 30. Prozesstag mit Bushido im Zeugenstand statt.

"Die Passion": Zuschauer-Video enthüllt Peinlich-Moment für Frauke Ludowig

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