Über den Zweck von Stonehenge gibt es viele Theorien. Es könnte die Versammlungsstätte eines Kultes gewesen sein. Oder ein Tempel. Oder ein Ort, an dem Astronomen den Himmel beobachtet haben. Für jede Theorie gibt es Indizien wie Gegenargumente. Fest steht: Die aufwendig arrangierten Steinblöcke im Süden Englands faszinieren uns schon lange.
Wissenschaftler von der Universität Oxford haben Überreste aus der Stätte mit der sogenannten Strontium-Isotopen-Analyse durchleuchtet. Und so haben sie immerhin ein Mysterium gelöst, dass sich um das Steinmonument rankte:
Einige der dort vor Tausenden von Jahren beerdigten Menschen stammen nicht aus der Umgebung, sondern wahrscheinlich aus dem fast 300 Kilometer entfernten Westen von Wales. Sie könnten von dort sogar Souvenirs mitgebracht haben, sogenannte Blausteine von den Preseli-Bergen, die nachweislich in einer frühen Bauphase der Anlage verwendet worden waren.
In der imposanten Anlage, die zum Unesco-Weltkulturerbe zählt, finden sich Vertiefungen, in denen vor Jahrzehnten nach Feuerbestattungen übrig gebliebene Knochenreste entdeckt worden waren. Die Forscher untersuchten solche Fragmente von 25 Menschen, die zwischen 3180 und 2380 vor Christus gestorben waren.
Das Ergebnis: 15 der 25 Menschen stammten aus Stonehenge. Die anderen zehn waren aber der Studie zufolge noch nicht so lange in der Region oder erst kurz vor ihrem Tod zurückgekehrt. Sie müssen mindestens die letzten zehn Jahre ihres Lebens im Westen Großbritanniens gelebt haben, wie die Forscher aus Belgien, Frankreich und England in den "Scientific Reports" berichten. Manche Tote sind vermutlich in Wales verbrannt und in Stonehenge bestattet worden. Das schließen die Experten aus Untersuchungen von Holzresten.
Auf viele Menschen übt Stonehenge noch heute eine große Faszination aus. Vor allem zur Sommer- und Wintersonnenwende feiern dort Tausende Menschen; sie tanzen, singen und trommeln. Neben Partygängern gehören dazu auch Anhänger heidnischer Kulte. Eine Kuratorin sagt: "Für manche ist Stonehenge wie eine Kirche."
(pbl/dpa)